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Mein Name ist Hase
Genau! Und hier fängt die Verwirrung meist schon an. Denn sowohl der Feldhase als auch das Kaninchen wird in der Systematik der Tiere zur Familie der „Hasen“ beziehungsweise zur Ordnung der „Hasenartigen“ gezählt. So entstand auch der umgangssprachliche Begriff des Stallhasen für das Hauskaninchen. Der ist nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig.
Zur Gattung der „Echten Hasen“ (Lepus) zählt nur der Feldhase, die Gattung des Wildkaninchens (Oryctolagus) ist eine eigen, zu der auch das Hauskaninchen gehört, das aus der Wildform hervorging. Wer die Tiere korrekt benennen will, der sagt: Feldhase (Lepus europaeus) und Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus).
Unterschiede im Aussehen
Wer hierzulande einen Hasen oder ein Kaninchen aus der Ferne übers Feld rennen sieht, der wird seine Probleme haben zu erkennen, wen er vor sich hat. Doch bei genauerem Hinsehen werden die Unterschiede schnell deutlich.
- Feldhasen
Der Feldhase ist wesentlich größer als das Wildkaninchen. Rund 65 cm beträgt seine Körperlänge und er kann ein Gewicht von bis zu 6 kg erreichen. Ein Hase hat auffallend lange Beine, auf denen er hoch aufgerichtet stehen kann und dann von Weitem mehr einem Rehkitz als einem Hasen ähnelt. Feldhasen haben außerdem charakteristische, im Vergleich zu ihrem Kopf sehr lange Ohren mit schwarzen Spitzen, sowie auffällig große, bernsteinfarbene „Glubschaugen“ mit deutlich sichtbarer Pupille. Der Kopf wirkt schmaler und länger als der des Kaninchens.
- Wildkaninchen
Das Wildkaninchen ist deutlich kleiner als der Feldhase und seine Hinterbeine merklich kürzer, selbst wenn es sich aufrichtet. Kaninchen sind außerdem runder und gedrungener als Feldhasen und bringen lediglich etwa 2 kg auf die Waage. Ihre Körperlänge beträgt nur rund 40 cm. In Relation zum Körper sind die zumeist aufrecht getragenen Ohren des Wildkaninchens insgesamt kürzer als die des Hasen und weisen keine schwarzen Spitzen auf. Die Augen wirken dunkler als die des Feldhasen, weil sich die Pupille nicht so stark von der Iris abhebt.
Unterschiede in der Lebensweise
In der Lebensweise von Hase und Kaninchen liegen wohl die verblüffendsten Unterschiede, ja beide sind sogar völlig gegensätzlich.
Der Feldhase lebt einzelgängerisch und stets oberirdisch. Das Kaninchen hingegen lebt in großen Gruppen, so genannten Kolonien, die sich unterirdische, verzweigte Höhlenbauten anlegen.
Die Jungen des Hasen sind so genannte Nestflüchter und kommen mit offenen Augen und vollständig behaart zur Welt. Kaninchenbabys sind dagegen Nesthocker, die blind und hilflos geboren werden.
Feldhasen leben bevorzugt in offenen Landschaften (Ackerland, Steppen), ihre Verstecke bestehen lediglich aus Mulden, auch Sassen genannt. Hier werden auch ihre Jungen geboren. Sie bekommen maximal viermal im Jahr Nachwuchs, dabei sind es meist nur zwei Babys, in seltenen Fällen mehr (bis zu fünf). Kaninchen können dagegen bis zu sechsmal pro Jahr einen Wurf von durchschnittlich fünf Babys bekommen.
Noch mehr Unterschiede
- Feldhasen und Kaninchen sind nicht in der Lage, sich miteinander fortzupflanzen.
- Hasen besitzen 48 Chromosomen, Kaninchen 44.
- Auf der Flucht streckt der Feldhase seine Blume (Stummelschwänzchen) angeblich senkrecht nach hinten, wohingegen das Kaninchen sie meist aufrecht nach oben gerichtet trägt.
- Das Fell des Kaninchens ist glatter und einheitlicher als das des Feldhasen.
- Feldhasen sind „eingeborene“ heimische Wildtiere, Kaninchen hingegen kamen ursprünglich vorwiegend in Südeuropa und Nordafrika vor. Sie wurden erst ab dem 14. Jahrhundert in Deutschland vom Menschen eingeführt.
- Der Feldhase gehört zu den gefährdeten Tieren und steht vielerorts auf der Roten Liste.
Video über Wildkaninchen

Autor: Thomas Brodmann, vom Team der TIEREXPERTEN
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