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Wo sollte die Zusammenführung stattfinden?
Das Alter, das Geschlecht sowie der individuelle Charakter der Kaninchen spielen eine große Rolle, ob sich zwei Tiere vertragen oder nicht. Deshalb müssen Sie mit Bedacht bei der Auswahl und Vergesellschaftung eines potentiellen Partners für Ihr Kaninchen vorgehen. Meist sucht man einen (neuen) Partner für das eigene Tier. Das bedeutet: Ein Kaninchen hat Heimspiel, das andere kommt ins Territorium des bereits vorhandenen Tieres. Da Kaninchen – vor allem die Häsinnen – ihr Revier gegen fremde Tiere verteidigen, darf ein erstes Zusammentreffen nicht in einer Umgebung stattfinden, die eines der Tiere für „sein Revier“ (Gehegen, Käfig) hält, sondern die Kaninchen sollten sich auf „neutralem Boden“ treffen.
Das Beste ist, einen Bereich zu suchen, in dem sich noch keines der beiden Tiere aufgehalten hat und keines somit Gelegenheit hatte, seine Reviermarkierungen dort zu setzen. Dieser neutrale Raum kann sich indoor (Bad, Küche, Diele etc.) oder outdoor (Garten, Balkon) befinden. Hauptsache Neuland für beide Tiere.
Wie viel Platz wird benötigt?
Die Antwort lautet: Im Interesse der Tiere so viel wie möglich. Bei der ersten Begegnung zweier sich fremder Kaninchen fliegen im wahrsten Sinn des Wortes oft die Fetzen. Die Tiere jagen sich, vollführen Sprünge, rangeln und reißen sich ganze Fellbüschel aus. Auf diese Weise messen sie ihre Kräfte und fechten die Rangordnung aus. Eine wichtige Phase! Doch gerade in dieser Phase der Zusammenführung brauchen sie auch Raum, um sich ausleben zu können – und auch, um sich getrennt voneinander zurückziehen zu können. Zwei oder mehr Häuschen bzw. Rückzugsorte müssen ebenfalls vorhanden sein.
Wichtig: Jeder Unterschlupft sollte immer einen Ein- und einen Ausgang haben, falls ein Kaninchen das andere bedrängt. Ein Käfig reicht auf keinen Fall als Ort der Zusammenführung, ein Platz von 4 x 4 Metern sollte optimalerweise gegeben sein! Übrigens gilt für die Haltung von Kaninchen allgemein: Je mehr Platz, desto mehr Harmonie.
Wie viel Zeit sollte man einrechnen?
Experten empfehlen, sich einige Tage für eine sorgfältige Vergesellschaftung Zeit zu nehmen. Die Tiere sollten währenddessen in der neuralen Umgebung bleiben und möglichst häufig beaufsichtigt werden, damit ernsthafte Verletzungen sofort bemerkt und die Kaninchen gegebenenfalls getrennt werden können. Bis zwei Tiere endgültig zusammen finden, können 14 Tage bis zu drei Wochen vergehen.
Wann muss eine Zusammenführung abgebrochen werden?
Auf keinen Fall zu früh! Fliegende Haarbüschel, Aufreiten, Springen und Jagen gehören dazu. Diese Verhaltensweisen dienen der langfristigen Klärung der Rangordnung und sind ganz natürlich. Eine Vergesellschaftung sollte nur dann beendet werden, wenn eines der Tiere permanent im Stress oder verletzt ist. Vertragen sich die Kaninchen im neutralen Raum und werden sie in ihr endgültiges Gehege gesetzt, kann es noch einmal zu kleineren Reibereien kommen. Doch meist laufen diese weniger dramatisch ab.
Wenn es unter den Tieren nach einigen Wochen noch immer zu heftigen Streitereien kommt und kein Eindruck einer harmonischen Beziehung entstehen will, muss man sich eventuell mit dem Gedanken anfreunden, dass die Tiere nicht zusammenpassen. Im schlimmste Fall muss ein anderer, geeigneterer Partner gesucht werden.
Wann ist eine Zusammenführung geglückt?
Wenn beide Kaninchen friedlich nebeneinander fressen und es keine Raufereien mehr gibt, sieht die Sache gut aus. Schmusen sie, putzen sich gegenseitig das Fell und schlafen mit Körperkontakt, so haben sie Freundschaft geschlossen – die Vergesellschaftung ist geglückt.
Ein Trick für das Zusammenführen von Kaninchen
Jede Menge Leckerbissen im Käfig verteilen – das lenkt die Tiere voneinander ab und gemeinsames Fressen verbindet. Wenn die Tiere zusammen vor einem Heuhaufen sitzen oder einträchtig nebeneinander Karottenstücke mümmeln, haben sie das Schlimmste überstanden. Wichtig: Genug für beide verteilen, so dass es nicht zu Streitereien ums Futter kommt.
NoGo
Früher setzte man Kaninchen gerne vor der eigentlichen Vergesellschaftung in nebeneinander stehende Käfige. Viele Kaninchenexperten halten dies jedoch inzwischen für kontraproduktiv! Gleiches gilt für zu wenig Platz. Das führt zwar oft zu schnellem Erfolg, jedoch nur vordergründig. Die Tiere arrangieren sich notgedrungen, freunden sich aber nicht wirklich an.
Kaninchengruppen
Die Voraussetzungen für die Einführung eines Tieres in eine bestehende Gruppe sind im weitesten die gleichen wie für die Zusammenführung von zwei Tieren. Oft laufen die Konflikte glimpflicher ab, doch wird entsprechend mehr Platz benötigt! Die gesamte Ordnung einer Gruppe kann durcheinander geraten und muss im Zweifelsfall neu „verhandelt“ werden. Übrigens: Je mehr Weibchen in einer Gruppe, umso schwieriger die Vergesellschaftung, so zeigt die Erfahrung.
Gut zu wissen
Muss ein Kaninchen beispielsweise wegen Krankheit längere Zeit von seinem Partner oder seiner Gruppe getrennt gehalten werden, muss man häufig von vorn anfangen und die Tiere neu vergesellschaften.
Kaninchen vergesellschaften
Im ersten Teil unseres Artikels erfahren Sie mehr zur Vergesellschaftung von Kaninchen.
Autor: Thomas Brodmann, vom Team der TIEREXPERTEN
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