Kaninchen vergesellschaften

Kaninchen sind gesellige Tiere, die den Kontakt mit Artgenossen brauchen, um nicht seelisch zu verkümmern. Weder der Mensch noch andere Tiere wie Meerschweinchen können diesen Part übernehmen. Daher gilt: immer mindestens zwei Kaninchen vergesellschaften!

Niemals alleine, aber ...

Der Haken an der Vergesellschaftung ist: Obwohl Kaninchen Artgenossen brauchen, nehmen sie bei weitem nicht jeden als Partner an. Es kann während des Versuchs einer Vergesellschaftung von zwei Tieren sogar zu sehr heftigen Auseinandersetzungen kommen, bei denen sich die Tiere gegenseitig verletzen – die berühmte Chemie stimmt einfach nicht. Im Extremfall muss man die Vergesellschaftung tatsächlich abbrechen und es mit einem neuen Partner für sein Kaninchen versuchen.

Partnerwahl Kaninchen – Wer passt zusammen?

Es gibt verschiedene Gründe, warum zwei Tiere einfach nicht zueinander finden. Das Alter, das Geschlecht sowie der individuelle Charakter eines Kaninchens spielen dabei eine große Rolle. Diese drei Kriterien müssen also bei der Partnerwahl bzw. bei der Auswahl von zwei Tieren, die zueinander passen sollen, vordringlich beachtet werden.
 

  1. Gleich alte Tiere
    Ein sehr junges und ein altes Tier zusammen zu bringen macht wenig Sinn. Beide haben unterschiedliche Bedürfnisse und profitieren kaum voneinander. Eine Auseinandersetzung zwischen den beiden kann zudem übel enden. Besser ist es, zwei halbwegs gleichaltrige, körperlich ähnlich starke Kaninchen zu vergesellschaften. Aber: Bei einer Gruppenhaltung von mehr als zwei Tieren sieht es wieder anders aus, denn wenn für jede „Alterklasse“ ein entsprechender Artgenosse vorhanden ist, spielt es keine so große Rolle.
     
  2. Rammler plus Häsin
    Die wenigsten Konflikte gibt es bei der Vergesellschaftung eines kastrierten Rammlers mit einer intakten oder kastrierten Häsin. Diese Konstellation entspricht am ehesten der natürlichen. Auch bei mehr als zwei Tieren ist es eine gute Sache, es können erfahrungsgemäß durchaus mehrere Weibchen mit einem oder auch mehreren (kastrierten) Rammlern zusammen leben.
     
  3. Gegensätzliche Charaktere passen besser
    Gleich und gleich gesellt sich in diesem Fall nicht so gern! Im Gegenteil: Bei Kaninchen muss man darauf achten, dass keinesfalls zwei sehr dominante Tiere vergesellschaftet werden. Sie werden es kaum schaffen, eine Rangordnung festzulegen und sich daher bis aufs Blut bekriegen. Ideal ist ein zurückhaltendes Tier als Partner für ein sehr bestimmendes Tier. Auch hier können Rangkämpfe ausgetragen werden, doch werden sich die Kaninchen eher einig, als zwei Sturköpfe, die beide „Herrscher im Stall“ sein wollen!

Partner von Anfang an

Wer sich – egal ob vom Züchter, aus der Zoohandlung oder von privat – gleich zwei Kaninchen zulegt, die sich bereits kennen, kann den nächsten Artikel – Kaninchen aneinander gewöhnen – meist überspringen. Oft handelt es sich bei den erworbenen Kaninchen um Wurfgeschwister, die sich von Geburt an kennen. Es besteht wenig Konfliktpotential. Allerdings kann die Stimmung auch hier kippen! Denn handelt es sich um Jungtiere, so werden die Karten neu gemischt, wenn beide Kaninchen die Geschlechtsreife erlangen.

Das beste Alter für eine Vergesellschaftung

Kaninchen sind Individuen. Das bedeutet, man kann nie wirklich garantieren, ob eine Vergesellschaftung funktioniert, auch wenn man alle Punkte beachtet hat. Viele Experten raten, möglichst Jungtiere miteinander zu vergesellschaften. Hier spielt aber auch der Faktor der Geschlechtsreife bzw. der Kastration zum Zeitpunkt der Vergesellschaftung eine Rolle. Handelt es sich beispielsweise um zwei Frühkastraten, läuft meist alles glatt. Sie sind in der Regel friedlich und die Wesensveränderungen durch die Geschlechtshormone bleiben aus. Doch sind nicht alle Kaninchenhalter Fans der Frühkastration.

Bringt man zwei Jungtiere vor der Geschlechtsreife zusammen, ist mit Einsetzen derselben wieder alles möglich. Grundsätzlich ist aber davon auszugehen, dass die Vergesellschaftung von Jungtieren einfacher ist als die von älteren Tieren, die vielleicht sogar schon eine Weile alleine leben mussten.

Wer kommt mit wem nicht klar?

Auch wenn die Haltung eines Pärchens als optimale Konstellation gilt, so leben doch auch zwei kastrierte Rammler, am besten Geschwister, häufig friedlich zusammen und haben ein inniges Verhältnis. Bei allen anderen Kombinationen ist das Konfliktpotential allerdings wesentlich höher oder sie sind aus anderen Gründen abzulehnen.

  • Zwei unkastrierte Rammler
    Wenn es sich nicht zufällig um zwei Tiere handelt, die sich charakterlich perfekt ergänzen, so ist das Risiko hier sehr hoch, dass sich beide Kaninchen nach der Geschlechtsreife heftig bekriegen. Von dieser Kombination ist abzuraten, es sei denn, die Tiere haben viel Platz und es sind keine Weibchen in „Riechweite“. Seien Sie aber vorsichtig beim Kaninchen aneinander gewöhnen.
     
  • Ein unkastriertes Paar
    Diese Haltung bedeutet für das Weibchen permanenten Stress – und Nachwuchs. Der unkastrierte Bock wird die Häsin ständig bedrängen. Absolut keine empfehlenswerte Partnerwahl!
     
  • Kastriertes Weibchen und intakter Rammler
    Auch hier würde das Weibchen sehr unter dem aufdringlichen Männchen leiden. Lieber nicht!
     
  • Zwei unkastrierte Weibchen
    Kann gut gehen, muss aber nicht. Mit geschlechtsreifen Häsinnen ist häufig nicht gut Kirschen essen. Sie können sich ebenso heftig in die Haare kriegen wie zwei unkastrierte Männchen. 
     
  • Zwei kastrierte Weibchen
    Ob diese Kombination funktioniert, hängt nicht unwesentlich vom Zeitpunkt der Kastration ab. Allerdings ist der Eingriff bei Weibchen nicht unkompliziert und sollte nur von einem erfahrenen Tierarzt durchgeführt werden.
     
  • Große und kleine Kaninchen
    Generell spielt die Körpergröße keine so entscheidende Rolle wie der Charakter. Passen die Tiere gut zusammen, ist es egal ob Zwerg- oder Riesenkaninchen. Bei Raufereien wären kleine Kaninchen jedoch hoffnungslos unterlegen!

Vergesellschaftung in Gruppen

Werden mehr als zwei Kaninchen gehalten, so sollte man auf ein Gleichgewicht in der Gruppe achten. Jedes neue Tier bringt die bestehende Ordnung durcheinander. Erfahrungsgemäß geht es in Gruppen mit einer geraden Anzahl von Kaninchen harmonischer zu. Wichtig ist, dass Kaninchen – besonders wenn sie in Gruppen leben – viel Platz haben, um sich aus dem Weg gehen zu können, wenn sie das möchten. Weibchen gelten häufig als schwieriger wie Männchen.

Achtung: Die Kastration eines Tieres aus einer bestehenden Gruppe bringt die Dynamik ebenso durcheinander wie ein neues Tier. Man muss meist ganz von vorne beginnen – das heißt: Die Tiere müssen sich neu aneinander gewöhnen.
 

Zusammenführung von Kaninchen

Im zweiten Teil dieses Artikel erhalten Sie Informationen über die Zusammenführung von Kaninchen.

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