Nacktkatzen

Vorurteile gegenüber Nacktkatzen

Wer schon einmal auf einer Katzenausstellung war, wird wissen, dass es in der Nähe von Nacktkatzen immer besonderes Gedränge gibt. Sie stechen einfach heraus, mit ihrem ungewöhnlichen Aussehen. „Eine Katze ohne Fell – ist das nicht Tierquälerei?“ hört man manche Besucher sagen. Oder auch „die frieren bestimmt immer“, „haben wahrscheinlich viele Krankheiten“ und „kriegen schnell Sonnenbrand“. An den wenigsten Vorurteilen ist wirklich etwas dran, aber so genau wollen die Menschen es oft gar nicht wissen. Für sie zählt nur der Anblick der Nacktkatzen, der so manchen erschaudern lässt.

Welche Nacktkatzen-Rassen gibt es?

Die 10 bekanntesten Nacktkatzen:

1. Kanadische Sphynx
   Die Kanadische Sphynx ist eine rassespezifisch haarlose Katze, die 1971 in Kanada ihren Ursprung hat. Sie zeichnet sich durch einen muskulösen Körperbau, mittlere Größe und ein freundliches, anhängliches Wesen aus. Das Gewicht beträgt üblicherweise 3 bis 7 Kilogramm.
    
2. Peterbald 
   Die Peterbald ist eine russische Rasse. Es gibt Exemplare ohne Haarkleid sowie solche mit Velours- oder Bürstenhaar. Allen gemeinsam sind eine gute Figur, ausgeprägte Spielfreude und  Energie. Typisch für diese Katzenrasse sind weit ausladende Ohren. 
    
3. Don Sphynx
   Die Don Sphynx stammt ebenfalls aus Russland und ist trotz Namensähnlichkeit nicht mit der Kanadischen Sphynx verwandt. Sie erreicht eine Größe von bis zu 30 Zentimetern und ein Gewicht von ca. 5 Kilogramm. Kennzeichnend für die Don Sphynx Katze sind sehr große, mandelförmige Augen.
    
4. Dwelf
   Die Dwelf ist eine Kreuzung aus Sphynx und American Curl. Charakteristisch sind ihre gebogenen Ohren. Die American Curl vererbt der Dwelf Katze ihre temperamentvolle und verschmuste Art. 
    
5. Bambino
   Die Bambino ist eine neugezüchtete US-Rasse, entstanden 2015 aus Sphynx und Munchkin. Kennzeichen sind fehlendes Fell und kurze Gliedmaßen, wodurch ein kindliches Aussehen entsteht. Sie ist agil, verspielt und trotz der kurzen Beine recht flink auf den Pfoten.
    
6. Elfenkatze
   Die Elfenkatze stammt aus den USA und ist eine Kreuzung aus Sphynx und American Curl. Sie hat einen muskulösen, mittelgroßen Körper mit gebogenen Ohren. Das Wesen ist in der Regel sehr freundlich und temperamentvoll. 
    
7. Lykoi (Werfwolf-Katze) 
   Die Lykoi, auch bekannt als "Werwolfkatze", ist eine seltene Rasse mit einem ungewöhnlichen Aussehen, das an Wölfe erinnert. Größtenteils besitzt sie Haare, zum Teil ist sie aber auch nackt. Sie zeichnen sich durch ein recht düsteres, wolfähnliches Aussehen und markante Gesichtszüge aus.
    
8. Kohona Katze
   Die Kohona Katze stammt vermutlich aus Hawaii. Es existieren nur wenige Exemplare dieser haar- und schnurrhaarlosen Rasse weltweit. Sie gilt nicht als offiziell anerkannte Rasse, zeichnet sich aber durch einen freundlichen Charakter aus.
    
9. Minskin
   Die Minskin ist eine Kreuzung aus Munchkin, Sphynx, Burma und Devon Rex. Sie vereint unter anderem den nackten Körper der Sphynx mit den kurzen Gliedmaßen der Munchkin Rasse. Minskin Katzen wirken dadurch sehr klein.
    
10. Ukrainische Levkoy 
    Merkmale dieser haarlosen Rasse sind mittlere Größe, schlanker Körperbau sowie Muskulatur. Auffallend sind die nach innen gefalteten Ohren. Obwohl international nicht registriert, darf sie an Sonderausstellungen teilnehmen.

Nacktkatzen gemeinsam ist, dass sie so gut wie kein Fell besitzen. Bei näherer Betrachtung stellt man allerdings fest, dass die meisten durchaus einen leichten Haarflaum haben. Lediglich die Kohona besitzt so gut wie gar keine Haare. Bei der Frage, ob Nacktkatzen Tierquälerei sind, steht sie ganz oben auf der Liste.

Grundsätzlich ist die Haltung und Zucht von Nacktkatzen in Deutschland erlaubt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erstellte diesbezüglich ein Gutachten und stellte fest, dass ein Verbot der Züchtung lediglich bestehen kann, wenn den Tieren die Tasthaare fehlen. Diesbezüglich bestätigte im Jahr 2015 das Verwaltungsgericht Berlin die Anordnung eines Veterinäramts an eine Züchterin, ihren Zuchtkater kastrieren zu lassen und die Zucht einzustellen.

Wie entstehen Nacktkatzen?

Die meisten Menschen glauben, dass sich ein paar „verrückte Züchter“ zusammengetan und Nacktkatzen erschaffen haben. Doch dem ist nicht der Fall – zumindest nicht bei den schon länger bestehenden Rassen an Nacktkatzen.

Verantwortlich für Katzen ohne Fell ist eine Laune der Natur. Sowohl bei Hauskatzen wie auch Rassekatzen kommt in seltenen Fällen diese Mutation der Felllosigkeit ganz natürlich vor. Die ersten Berichte von Nacktkatzen stammen aus dem Jahr 1878. Damals wurde auf einer Ausstellung in Bosten ein Nacktkatzenpärchen gezeigt. Die beiden Kätzchen waren eine Sensation!

Das erste bekannte Foto von Nacktkatzen stammt aus dem Jahr 1898 und wurde in New Mexiko aufgenommen. Man vermutete eine neue Rasse und nannte sie „Mexican Hairless“. Doch weder handelte sich dabei um eine neu Katzenrasse, noch war etwas an dem Gerücht dran, es könnte sich um Nachfahren einer alten, aztekischen Katzenrasse handeln. Es waren lediglich zwei Kätzchen, die durch eine zufällig entstandene Genmutation ohne Fell zur Welt gekommen waren.

Die Zucht von Nacktkatzen

Mitte des 20. Jahrhunderts weckten Nacktkatzen das erste Mal die Neugier von Züchtern. Dabei stellte sich heraus, dass es zwei unterschiedliche genetische Dispositionen gibt: Bei der in Russland entdeckten Don Sphynx geht die Vererbung auf ein dominantes Gen zurück. Das bedeutet, jede Verpaarung mit einer anderen Katze bringt haarlose Nachkommen hervor. Bei der Canadian Sphynx ist dies nur der Fall, wenn zwei haarlose Katzen miteinander verpaart werden.

Die Tatsache, dass es sich grundsätzlich um eine natürlich auftretende Mutation handelt bedingt, dass man nicht von einer rassespezifischen Erkrankung sprechen kann, wie diese bei der Zucht von Rassekatzen auftreten kann. Diese Tatsache sollte manchen zu denken geben, die grundsätzlich nur schlecht über Nacktkatzen sprechen.

„Nachteile“ von Nacktkatzen

Sie sehen ohne Frage ungewöhnlich aus und nur wenige Menschen können sich mit dem Anblick von Katzen ohne Fell anfreunden. Doch das sei jedem selbst überlassen, schließlich liegt Schönheit im Auge des Betrachters. Die Frage ist, ob es sich bei Nacktkatzen um Tierquälerei handelt. Nicht, was den grundsätzlichen züchterischen Aspekt betrifft.

Aber sind diese Tiere stärker von Umwelteinflüssen bedroht? Grundsätzlich ja, denn eine Katze ohne Fell friert natürlich schneller. Doch wer lässt schon eine Nacktkatze nach draußen? Man wird sie dort noch seltener zu Gesicht bekommen als eine langhaarige Perserkatze. Nacktkatzen müssten also lediglich frieren, wenn es in der Wohnung kalt ist – und auch dafür haben sie eine Lösung: Zum einen haben sie eine etwas dickere Haut, zum anderen fressen sie mehr und schaffen es so, ihren Stoffwechsel immer ordentlich in Gang zu halten.

Aber wie verhält es sich im Sommer? Nacktkatzen müssten doch sofort einen Sonnenbrand bekommen. Klar, stundenlanges Sonnenbaden ist für sie tabu. Aber für wen ist das schon gesund...

Bei Nacktkatzen muss man diesbezüglich unterscheiden: Katzen mit viel rosa-weiß-Anteil sollten keinesfalls zu lange in der Sonne liegen, bei Tieren mit dunkler Haut ist dies weniger tragisch. Wie bei uns, bekommen sie mit der Zeit eine noch etwas dunklere Haut. Eincremen ist bei ihnen grundsätzlich nicht notwendig, aber zu lange sollten sie der Sonne nicht ausgesetzt werden!

Pflege von Katzen ohne Fell

Viele Katzenliebhaber mit einer Katzenallergie stellen sich die Frage, ob Nacktkatzen die Lösung ihrer Probleme darstellen. Nicht zwingend, wie unser Artikel über Katzen für Allergiker zeigt. Von Vorteil ist allerdings, dass Parasiten kaum eine Chance haben. Schließlich können sie sich weder im Fell gemütlich einnisten, noch bleiben sie auf nackter Haut lange unentdeckt. Ganz ohne Arbeit macht sich aber auch bei der Nacktkatze „die Fellpflege“ nicht: Körperfette lagern sich mit der Zeit auf der Haut ab. Daher emfpiehlt sich etwa zweimal im Monat ein warmes Bad. Anschließend können gleich noch die Krallen überprüft werden. Die sind bei der Sphynx relativ lang, weshalb gelegentliches Schneiden der Krallen notwendig sein kann.

Der Preis für eine Nacktkatze

Die Kosten für eine Nacktkatze schwanken. Zum Teil werden sie bereits für 800 Euro angeboten, manche Züchter verlangen aber auch Preise von über 2000 Euro. Allen gemeinsam ist, dass sie eher rar oder sogar äußerst selten sind, so dass es kaum einen Möglickeit zum Kauf einer speziellen Nacktkatze gibt.

Das Wesen der Nacktkatze

Alle Welt spricht über ihr Äußeres, aber wie sind Nacktkatzen wirklich? Ganz normal! Sie spielen genauso wie behaarte Katzen, sie springen, toben und kuscheln. Gerade ihre Anhänglichkeit wird von Nacktkatzenbesitzern immer wieder besonders hervorgehoben. Viele sind stark auf ihren Menschen fixiert und wollen genauso überall dabei sein, wie dies auch andere Katzenrassen möchte. Sie sind weder verstört noch in sonst einer Weise komisch – sie haben "nur" kein Fell. Und so wird es immer zwei Lager geben. Die einen, die mit dieser Art von Katze niemals etwas anfangen können und die anderen, die sich von diesen ganz speziellen Rassen angezogen fühlen.