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Freigänger-Katze contra Wohnungskatze
Wo die einen den Freiheitsdrang der Katze vertreten, da argumentieren die anderen damit, dass mit genügend Abwechslung und einem Partner an der Seite ein Leben in der Wohnung ebenfalls artgerecht sein kann und in keinster Weise mit Problemen für die Samtpfoten einhergehen muss. Vor allem, wenn man bedenkt, welche Gefahren heute in der modernen und schnellen Welt lauern, allen voran der Verkehr.
Tatsächlich stellt sich die Frage, ob die Katze Freigänger oder Wohnungskatze ist in der Regel jedoch gar nicht erst – denn wer sein Tier in der Wohnung hält, der hat meist gar keinen Zugang zur freien Natur und wer seine Tiere nach draußen lässt, der kann dies in der Regel auch problemlos verantworten. Nicht unerwähnt bleiben soll allerdings, dass Katzen jährlich millionen von Vögeln töten! Wenn eine Katze daher keinen Drang nach draußen hat, sollte man sie im Interesse der Tierwelt keinesfalls zwingen. Vielleicht genügt ihr auch ein katzensicherer Balkon. Zudem gibt es mit einer entsprechenden Einzäunung im Garten die Möglichkeit, einen gesicherten Freigang zu ermöglichen. Also sicher für die Katze und sicher für die Vogelwelt in der Umgebung.
Vorteile für Freigänger-Katzen
- Keine Langeweile
Bei den Tieren kommt keine Langeweile auf, denn sie haben unzählige Möglichkeiten, sich in der Natur zu beschäftigen. Katzen sind eigenständige und unabhängige Tiere. Das zeigt sich etwa daran, dass sie im Freien durchaus auch ohne ihren Menschen zurechtkommen können.
- Schlanke Linie
Freigänger bewegen sich automatisch mehr als reine Wohnungskatzen, daher neigen sie kaum zu ungesundem Übergewicht.
- Abwechselnde Sozialkontakte
In der Natur treffen Katzen auf andere Tiere und Artgenossen und erleben weitaus mehr als im begrenzten Raum einer Wohnung.
- Arbeitsersparnis für den Halter
Der Halter hat weniger Arbeit mit seinem Haustier, denn in der Regel ist die Katze viel unterwegs und kommt womöglich nur nachts zurück nach Hause. Dementsprechend wenig Arbeit fällt beispielsweise bei der Reinigung des Katzenklos an.
- Wahlweise indoor oder outdoor
Auch Freigänger sind nicht nur draußen unterwegs, sie freuen sich genauso wie Wohnungkatzen über ein warmes Heim und regelmäßige Streicheleinheiten. Die Beziehung zum Tier muss also nicht zwangsläufig darunter leiden, dass die Katze gern einmal unterwegs ist. Das gilt insbesondere für den Winter, in dem die Katzen bevorzugt die Wärme suchen und zu echten Stubenhockern werden können. Die kalten Temperaturen laden selbst die hartgesottensten Freigänger nicht gerade ein, die Umgebung zu erkunden. Daher ist ein variantenreiches Repertoire an Spielzeug wie Katzenangeln oder Bällchen zur Überbrückung der Stunden im Wohnungsinnern besonders hilfreich.
Wenn der Drang ins Freie aber unüberwindbar ist, kann auch die Installation einer Katzenklappe für Abhilfe sorgen. Eine Besonderheit stellen außerdem sogenannte Thermohütten dar, die im Freien aufgestellt werden und dank Isolierung und Ausstattung mit Decken oder Stroh im Notfall für ein warmes Plätzchen sorgen.
Katze an Freigang gewöhnen
Ob die Vorteile die Nachteile aufwiegen können, muss letztendlich jeder Halter selbst entscheiden. Großen Einfluss darauf nehmen verschiedene Faktoren wie beispielsweise der Wohnort, die Vorgeschichte der Katze oder mögliche Unverträglichkeiten mit anderen Katzen. Hier gilt es also in jedem Fall individuell abzuwägen, denn was für die eine Katze eine absolute Bereicherung im Leben sein kann, das ist für die andere vielleicht eine zusätzliche Last.
Wenn Sie einer jungen Katze bzw. einer Katze, die neu bei Ihnen eingezogen ist, Freigang gewähren möchten, sollten Sie auf folgendes achten:
- Die Katze sollte geimpft sein.
- Die Katze sollte kastriert sein.
- Die Katze sollte gechipt / markiert sein.
- Die Katze sollte sich in ihrem Zuhause wohl fühlen.
- Die Umgebung sollte verkehrsarm sein.
Wichtig ist, dass die Katze sich vor ihrem ersten Freilauf hervorragend eingewöhnt hat. Keinesfalls sollte dieser bereits in den ersten zwei Wochen stattfinden. Ideale Voraussetzungen schafft man, wenn die Katze bei ihrem ersten Ausflug nicht pappsatt sondern etwas hungrig ist. Umso leichter fällt es, sie mit Leckerchen zurückzulocken bzw. sie kommt recht bald freiwillig zurück, weil sie etwas zu Fressen haben möchte.
Keinesfalls sollte man der Katze hinterherrennen und versuchen, sie wieder einzufangen, weil sie sich zum Beispiel der Grundstücksgrenze nähert. Das könnte die Katze verunsichern und verscheuchen. Und überlegen Sie sich gut, ob Sie Ihre Katze (trotz Miauen) abends noch hinauslassen wollen oder die Ausflüge möglichst nur am Tag zulassen. So mancher Katzenhalter hat schon schlaflose Nächte erlebt...
Risiko für eine Freigänger-Katze
- Haftung im Schadensfall
Halter sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie die Kontrolle über ihr Tier abgeben. Sorgt der Freigänger für einen Schaden, so haftet der Katzenhalter.
- Gefahren des Straßenverkehrs
Die größte und bekannteste Gefahr für einen Freigänger stellen sicherlich vorbeifahrende Autos dar. Gerade in Gegenden mit stark befahrenen Straßen passiert es nur allzu oft, dass ein Tier vor das Auto läuft und überfahren wird.
- Revierkämpfe
Es gibt zahlreiche Gründe, weshalb eine freilaufende Katze plötzlich „verschwinden“ könnte: Manchmal sind es Revierkämpfe mit anderen Artgenossen, die die Katze aus der Gegend treiben, aber auch Marder und sonstige Feinde in der freien Natur können es der Hauskatze schwer machen. Nicht selten entstehen auf diesem Weg ernsthafte Verletzungen.
- Gesundheitliche Risiken
Die Wahrscheinlichkeit, sich Parasiten oder eine Krankheit über den Kontakt zu anderen Tieren zuzziehen, sind deutlich höhrer. Zudem könnten giftige Pflanzen dem Tier schaden.
- Giftköder und Jäger
Heutzutage geht auch vom Menschen eine ernstzunehmende Gefahr aus – viele Nachbarn sind nicht erfreut über die Hinterlassenschaften von Katzen und setzen sich mehr oder weniger rabiat zur Wehr, selbsternannte „Katzenhasser“ legen sogar Giftköder aus. Gerade in Wäldern und ländlichen Gebieten ist außerdem immer wieder die Rede von Jägern, die die Samtpfoten einfach abschießen.
- Katze zieht um
Nicht immer muss der Grund des Verschwindens jedoch so dramatisch sein. Manchmal gefällt es dem Freigänger bei einem Nachbarn einfach besser und er „zieht um“. Grund dafür ist die Tatsache, dass Freigänger häufig auch von anderen Anwohnern mitversorgt werden, die sich über die regelmäßigen Besucher freuen – hier kann es durchaus passieren, dass die Katze trotz aller Bewegung merklich dicker wird.
- Geringere Lebenserwartung
Generell sollten sich Halter darüber bewusst sein, dass freilaufende Katzen im Durchschnitt eine deutlich geringere Lebenserwartung als Wohnungskatzen haben.
Autor: Thomas Brodmann, vom Team der TIEREXPERTEN
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