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Wann ist die Hündin erstmals läufig?
In welchem Alter die erste Läufigkeit bei der Hündin auftritt, ist recht unterschiedlich: Bei kleinen Hunden kann dies bereits im Alter von nur 6 Monaten geschehen, bei großen Rassen kann es sich bis zu ihrem 14. Lebensmonat hinziehen. Entscheidend für den Zeitpunkt der Geschlechtsreife ist das Erreichen des erwachsenen Gewichts. Wie wir Menschen sind Hunde in der nun beginnenden Pubertätsphase starken hormonellen Schwankungen unterworfen. Diese Phase kann sich ohne weiteres ein Jahr und länger hinziehen. Sie ist von Hündin zu Hündin unterschiedlich, wobei auch hier die Größe des Hundes ein Kriterium darstellt.
In welchem Abstand wird die Hündin läufig?
Bezüglich der Läufigkeitsintervalle gibt es ebenfalls deutliche Unterschiede. Der Durchschnitt liegt bei 6 - 8 Monaten, doch auch ein Intervall von 4 - 12 Monaten ist nichts ungewöhnliches. Man muss wissen, dass die Länge der Zyklen und die Intervalle dazwischen ein Leben lang bei einer Hündin gleich bleiben! Dauert es also zum Beispiel 8 Monate von einer Läufigkeit bis zur nächsten, dann bleibt dies grundsätzlich auch immer so. Wenn nicht, ist ein Tierarzt aufzusuchen. Das gilt auch für ältere Hündinnen, denn sie sind keinen Wechseljahren ausgesetzt! Die Läufigkeit kann lediglich in ihrer Intensität zurück gehen, hört aber nicht schleichend auf, sondern dauert bis an das Lebensende an.
Was ist eine „stille Läufigkeit“?
Manche Hunde durchlaufen eine stille Läufigkeit. Wie der Name schon sagt, bekommt man von der Läufigkeit so gut wie nichts mit. Das kann zum Beispiel bei der ersten Läufigkeit einer Hündin der Fall sein, wenn der Körper noch nicht vollständig entwickelt ist. Bei einer stillen Läufigkeit sind kein Ausfluss oder Blutungen erkennbar. Allerdings werden durchaus Fortpflanzungshormone gebildet, die dazu führen können, dass Männchen auf die Hündin aufmerksam werden. Kommt es zum Deckakt, kann es zur Schwangerschaft kommen! Sollte also die (offensichtliche) Läufigkeit überfällig sein, könnte es sich um eine stille Läufigkeit handeln, die vom Tierarzt durch eine Hormonmessung festgestellt werden kann.
Vier Phasen rund um die Läufigkeit
Ist eine Hündin nicht kastriert, durchläuft sie ein bis zweimal im Jahr einen Zyklus, der stets nach dem selben Muster abläuft:
- Vorbrunst (Proöstrus)
Die erste Phase der Läufigkeit ist normalerweise eindeutig am blutigen Ausfluss der Hündin zu erkennen. Zudem schwillt ihre Vagina deutlich an. Wieviel Blut eine Hündin (sichtbar) verliert, variiert deutlich, denn manche schlecken sich mehr, andere weniger sauber. Die Vorbrunst dauert durchschnittlich 10 Tage, kann aber eine Spanne von 3 bis 17 Tagen betragen. In dieser Zeit weckt die Hündin durch ihren Geruch bereits das Interesse von Rüden. Aber noch ist sie nicht deckbereit und wird normalerweise Verehrer abweisen. Das kann sehr deutlich durch bellen, knurren oder zuschnappen passieren.
- Brunst (Östrus)
Die zweite Phase der Läufigkeit ist diejenige, in der die Hündin fruchtbar ist. Aber Achtung: Nicht immer ist der Übergang eindeutig feststellbar, weshalb ggf. auch schon früher Vorsicht geboten ist!Zu erkennen ist die Brunstphase am Scheidenausfluss, der nun wässriger und weniger blutig ist. Außerdem ist die Hündin nun eher gegenüber ihresgleichen ungehalten, während sie dem anderen Geschlecht zugeneigt ist. Die Phase wird auch als „Standhitze“ bezeichnet. Rüden werden währenddessen durch seitliches Abspreizen der Rute zum Deckakt aufgefordert. Sobald dies nicht mehr geschieht, ist es ein relativ eindeutiges Zeichen dafür, dass die Deckbereitschaft beendet ist. Üblicherweise dauert diese Phase 5 bis 12 Tage.
- Nachbrunts (Metöstrus)
Wurde die Hündin erfolgreich gedeckt, beginnt nun die Entwicklung der Jungtiere, die 59 bis 66 Tage nach dem Deckakt zur Welt kommen. Wurde die Hündin nicht gedeckt, durchläuft sie eine Scheinträchtigkeit, die vor allem gegen Ende der Nachbrunst sichtbare Folgen hat. Dieses Phänomen stammt noch von den Wölfen, denn im Rudel ist es von Vorteil, wenn auch ungedeckte Wölfinnen Mutterinstinkte entwickeln. So können sie die Alpha-Wölfin beim Aufziehen ihrer Jungen unterstützen. Das Hormon Prolaktin sorgt gegen Ende der Nachbrunst dafür, dass es sogar zu einem Wachstum des Gesäuges und einer Milchproduktion kommt. Hinzu kann der Drang erfolgen, sich ein Nest bauen zu wollen oder Stofftiere um sich zu scharen. Die Stimmung schwankt zwischen Anlehnungsbedürfnis und Gereiztheit. Bei manche Hündinnen ist die Ausprägung sehr stark, anderen ist kaum etwas anzumerken.
- Ruhephase (Anöstrus)
Während der Ruhephase ist die Hündin nicht fruchtbar und es zeigen sich keine sichtbaren Zeichen einer Läufigkeit. Diese Phase dauert im Durchschnitt 3 bis 7 Monate. Sie endet in dem Moment, wenn der Zyklus von vorn mit der Vorbrunst beginnt.
Was ist während der Läufigkeit zu tun?
Am besten notieren Sie sich die entscheidenden Daten, um auf die zukünftigen Zyklen vorbereitet zu sein. Deutlich zu erkennen ist die erste Blutung, ein bis zwei Wochen später beginnt die heiße Phase, in der die Hündin fruchtbar ist. Sofern Sie die Hündin nicht decken möchten, sollten Sie nun Ihre Spaziergänge mit Bedacht wählen! Meiden Sie Routen mit vielen Hunden – vor allem bezüglich unkastrierter Rüden. Sie riechen eine fruchtbare Hündin auf hunderte von Metern. Da das Weibchen in der Brunstphase nicht abgeneigt ist, kann es schnell zu einem ungewollten Deckakt kommen. Sicherheitshalber sollten Sie deshalb Ihre Hündin nicht von der Leine lassen, außer sie reagiert 100prozentig auf den Rückruf.
Was passiert, wenn ein Rüde auftaucht?
Ist die Hündin nicht in der Brunst, wird sie einem Rüden üblicherweise deutlich mitteilen, dass er unerwünscht ist. Das klappt aber nicht immer, denn manche sind sehr aufdringlich und dominant. In diesem Fall kann es passieren, dass die Hündin wegläuft. Vermeiden können Sie dies, indem die Hündin in dieser Phase immer an der Leine ist. So haben Sie auch die Möglichkeit, sich schützend vor die Hündin zu stellen. Greifen Sie jedoch nicht ein, wenn der Rüde zu aufdringlich wird, sondern rufen Sie nach dem Besitzer und bitten diesen, seinen Hund dringend zurückzurufen. Am besten meiden Sie zukünftig diese Wiese / Route oder gehen zu einer anderen Uhrzeit, um Ihrer Hündin unangenehme Begegnungen zu ersparen.
Wie lässt sich die Läufigkeit bei der Hündin vermeiden?
Es gibt nur eine Möglichkeit, die Läufigkeit zu verhindern und das ist die Kastration. Es ist eine noch immer weit verbreitete Annahme, dass eine Kastration beim Rüden und eine Sterilisation bei der Hündin vorgenommen wird, um sie unfruchtbar zu machen. Doch das ist falsch! Die Begriffe werden geschlechtsunabhängig verwendet. Im Falle der Hündin bedeutet eine Sterilisation, dass die Eileiter durchtrennt werden und sie dementsprechend nicht deckungsfähig ist – jedoch weiterhin den kompletten Läufigkeitszyklus durchläuft! Das verhindert eine Kastration, bei der der Hündin die Eierstöcke entnommen werden.
Autor: Thomas Brodmann, vom Team der TIEREXPERTEN
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