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Unterschied zwischen Kastration und Sterilisation
Vielen Tierhaltern ist nicht klar, wo der Unterschied zwischen einer Sterilisation und Kastration liegt. Noch immer wird oftmals davon ausgegangen, dass Rüden bzw. Kater kastriert und Hündinnen bzw. Kätzinnen sterilisiert werden. Das ist falsch! Die beiden Eingriffe hängen nicht mit dem Geschlecht eines Tiers zusammen. Sie betreffen die Art des Eingriffs, die unterschiedliche Konsequenzen mit sich bringt.
Kastration
Bei einer Kastration werden einem Rüden die Hoden und einer Hündin die Eierstöcke entfernt. Dies führt zum unwiederbringlichen Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit, hat Auswirkungen auf den Homonhaushalt des Hundes und führt üblicherweise auch zu gewissen Verhaltensänderungen.
Sterilisation
Bei einer Sterilisation werden beim Rüden die Samenleiter und bei der Hündin die Eileiter durchtrennt. Zwar führt dies – wie bei einer Kastration – ebenfalls zu einer Zeugungsunfähigkeit bzw. Unfruchtbarkeit, jedoch hat dies keinerlei Auswirkungen auf das Verhalten oder den Hormonhaushalt. Ein Rüde wird also weiterhin erhöhtes Interesse an läufigen Hündinnen zeigen und diese wiederum werden weiterhin regelmäßig läufig und können scheinträchtig werden. Aus diesen und den weiter unten beschriebenen gesundheitlichen Folgeerscheinungen werden in Deutschland um ein Vielfaches weniger Hunde sterilisiert als kastriert.
Vorteile und Nachteile einer Kastration
Eine Kastration ist für Tierärzte zwar ein Routineeingriff, dennoch ist sie aus medizinischen und tierschutzrechtlichen Gründen nicht völlig bedenkenlos durchzuführen. Ein Tierarzt sollte deshalb vor einem Eingriff über alle Vor- und Nachteile aufklären, um anschließend gemeinsam mit dem Tierhalter die Durchführung der Kastration abzuwägen.
Vorteile einer Kastration
- Der Rüde / die Hündin sind lebenslang nicht mehr fortpflanzungsfähig.
- Die Hündin kann nicht mehr scheinträchtig werden und zukünftig kommt es zu keinem blutigen Auslauf mehr. Beim Rüden gilt dies ebenso für den gelegentlich auftretenden milchig-gelblichen Ausfluss.
- Spaziergänge sind deutlich stressfreier, da Hündinnen aufgrund nicht mehr auftretender Läufigkeit nicht mehr von Rüden belästigt werden. Diese wiederum sind im kastrierten Zustand wesentlich weniger an Weibchen interessiert.
- Rüden sind untereinander nicht so streitsüchtig, wenn es um den Besitzanspruch eines Weibchens geht.
- Das Entfernen der Hoden verhindert das Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken. Bei Hündinnen gilt dies bezüglich Gebärmuttervereiterung und Eierstocktumor.
Nachteile einer Kastration
- Der Eingriff kann nicht rückgängig gemacht werden.
- Das Risiko einer Harninkontinenz ist leicht gesteigert.
- Es treten vereinzelt Fellveränderungen (vor allem bei langhaarigen Hunden) auf.
- Eine Kastration steht häufig in Verbindung mit geringerer Aktivität in Verbindung mit leicht gesteigertem Appetit. Daher sollte das Gewicht des Hundes im Auge behalten und die Futterration gegebenenfalls leicht gesenkt werden.
- Eine Kastration wird unter Vollnarkose durchgeführt. Komplikationen sind sehr selten, lassen sich aber nicht ausschließen.
- Nicht immer sind Wesensveränderungen im Sinne des Hundehalters. Bei einem zurückhaltenden, eher lethargischen Hund könnte sich dieses Verhalten noch verstärken.
Wann sollte man einen Hund kastrieren?
Bei Katzen gehen immer mehr Tiermediziner zu einer Frühkastration über – bei Hunden ist dies nicht der Fall. Bei ihnen überwiegen zumeist die Nachteile bezüglich psychischer sowie physischer Auswirkungen. Die meisten Tierärzte empfehlen, die Kastration ein paar Monate nach dem Beginn der Geschlechtsreife durchzuführen, wenn die Pubertät und somit die Entwicklung des Hundes abgeschlossen ist. Dadurch kann verhindert werden, dass der Hund unter Umständen ein gewisses „kindliches Verhalten“ beibehält. Auch treten Fellveränderungen seltener auf und der Aufbau des Knochengerüsts ist ohne eventuelle Einwirkungen sicher abgeschlossen.
Vorteile einer Frühkastration wären, dass eine versehentliche Fortpflanzung ausgeschlossen ist und keine Gesäugetumore auftreten können. Jedoch haben Forschungen ergeben, dass bei einer zu frühen Kastration die Gefahr von Knochen- und Herztumoren erhöht ist.
Erfahrungen von Hundehalter mit Hunden, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen:
Eine Kastration hat Auswirkungen auf den Hormonhaushalt und diesbezüglich auch das Verhalten, das mit der Sexualität in Zusammenhang steht. Ein kastrierter Hund wird aber nicht plötzlich folgsamer, zum Beispiel was den Rückruf betrifft. Erziehungsprobleme müssen durch entsprechendes Training gelöst werden!
Alternative zur Kastration – ein Hormonchip
Wer sich unsicher ist, welche Auswirkungen eine Kastration auf seinen Hund haben kann, hat bei einem Rüden die Möglichkeit, ihm einen Hormonchip einsetzen zu lassen. Die Wirkung setzt ungefähr nach vier bis sechs Wochen ein und hält je nach Präparat für 6 bis 12 Monate vor. In dieser Zeit kann sich der Hund nicht fortpflanzen und es können eventuelle Wesensveränderungen überprüft werden. Den Chip kann Ihr Tierarzt einsetzen, Sie können aber auch auf die Dienste eines mobilen Tierarztes zurückgreifen. Das Unternehmen felmo bietet ein umfassendes Angebot an tierärztlichen Leistungen für Hunde und Katzen im Hausbesuch, darunter auch das Einsetzen eines Hormonchips für Rüden. Der Tierarzt kommt zu einem Wunschtermin bei Ihnen zuhause vorbei. So sparen Sie sich den Fahrtweg und die Wartezeit bzw. das Aufeinandertreffen mit anderen Tierhaltern im Wartezimmer.
Durchführung einer Kastration
Wenn Sie bei Ihrem Hund eine Kastration durchführen möchten, bedarf es zuerst eines Gesprächs und einer Voruntersuchung beim Tierarzt. Sprechen keine Gründe gegen eine Kastration, kann ein OP-Termin vereinbart werden. Zu diesem muss der Hund „nüchtern“ erscheinen. Die letzte Mahlzeit solle zwölf Stunden davor stattgefunden haben. Ein paar Stunden vor der Operation ist auch auf Wasser zu verzichten. Denken Sie daran, kurz vor dem Termin mit dem Hund nochmal Gassi zu gehen.
Vor der OP checkt der Arzt den Hund kurz durch, legt ihm einen Venenzugang und betäubt ihn. Anschließend entfernt er eventuelle Haare und desinfiziert die entsprechende Körperstelle. Beim Rüden öffnet er den Hodensack, bindet die Samenstränge ab und entfernt die Hoden. Bei der Hündin ist der Aufwand höher: Im Bereich der Nabelgegend öffnet der Tierarzt den Unterleib und entnimmt die Eierstöcke. Nach erfolgtem Eingriff näht er die Wunde wieder zu.
Wenn der Hund aus der Narkose aufwacht, werden seine Werte überprüft und er verbleibt noch eine gewisse Zeit beim Tierarzt. Sie werden informiert, sobald Sie ihn abholen können und erhalten Medikamente für zuhause. Jetzt ist es wichtig, dass die Wunde gut verheilen kann. Damit der Hund nicht ständig daran herumleckt, erhalten Rüden üblicherweise für einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen eine Halskrause, während Hündinnen ein Shirt tragen. Beides kommt höchstwahrscheinlich bei Ihrem Hund nicht gut an, sollte aber möglichst durchgängig getragen werden. Eine Nachuntersuchung und das Ziehen der Fäden finden ungefähr nach zehn Tagen statt.
Kosten einer Kastration
Tierärzte rechnen nach der GOT ab, der Gebührenordnung für Tierärzte. Wie wir es beispielsweise vom Zahnarzt kennen, gibt es auch hier vom einfachen bis zum dreifachen Satz unterschiedliche Gebühren. Dementsprechend liegt die reine OP beim Rüden zwischen 50 und 150 Euro, bei der Hündin zwischen 160 und 480 Euro. Hinzu kommen aber noch die Vor- und Nachuntersuchung, sämtliche Medikamente, Verbandsmaterialen oder zusätzliche Aufwände rund um die OP. Die Kosten für die Kastration des Hundes können dementsprechend noch um ein paarhundert Euro höher ausfallen.
Autor: Thomas Brodmann, vom Team der TIEREXPERTEN
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