Inhalt
Was ist eine Hüftgelenksdysplasie?
Bei einer Hüftgelenksdysplasie – kurz Hüftdysplasie oder HD genannt – handelt es sich um eine Fehlentwicklung der beiden Hüftgelenke, die zumeist genetisch bedingt ist. Dies bedeutet, dass die Eltern oder Großeltern des Hundes bereits an HD litten und die Erkrankung vererbt wurde. Deshalb sollte mit Tieren, die eine Hüftgelenksdysplasie aufweisen, nicht gezüchtet werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Erkrankung erneut auftritt und sogar stärker ausgeprägt sein könnte, ist hoch.
Eine Hüftgelenksdysplasie ist bei Hunden keine Seltenheit. Sie zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates. Zumeist trifft es große Hunde, aber auch mittelgroße können betroffen sein. Am seltensten leiden kleine Hunde an Hüftdysplasie. Die erste Hunderasse, bei der Mitte des 20. Jahrhunderts HD diagnostiziert wurde, war der Deutsche Schäferhund. Inzwischen tritt die Erkrankung aber regelmäßig auch bei vielen anderen Rassen auf, wie zum Beispiel Labrador, Golden Retriever, Berner Sennenhund und Rottweiler.
Was passiert bei einer Hüftdysplasie?
Um die Bewegung der Hinterbeine zu ermöglichen, fügt sich das runde Ende des Oberschenkelknochens harmonisch in die Aushöhlung des Hüftgelenks ein. Dazwischen dienen weiche Knorpel als Stoßdämpfer, und die Gelenkflüssigkeit sorgt als „Schmiermittel“ für einen reibungslosen Ablauf. Liegt eine genetisch bedingte Fehlbildung der Hüftgelenke vor, also fügt sich der Knochen nicht perfekt in die Gelenkpfanne ein, treten früher oder später Probleme auf: Die Knochen können zu weit voneinander entfernt sein oder schmerzhaft aufeinandertreffen, es kommt zu Abrieb, die Knorpel werden zunehmend zerstört und es können Knochenwucherungen entstehen. Schlussendlich kann der Hund kaum mehr gehen.
Symptome: Wie erkenne ich eine Hüftgelenksdysplasie beim Hund?
Erste Anzeichen kann es bereits beim Junghund geben, wahrscheinlicher treten sie jedoch erst beim erwachsenen Hund auf, mitunter auch erst im fortgeschrittenen Alter. Die Symptome ähneln sich jedoch bei allen Altersstufen:
- Probleme beim Aufstehen und Hinlegen
- Bewegungsunlust beim Gassigehen
- Schaukelnder Gang und X-Bein-Stellung
- Knirsch- oder Knackgeräusche des Gelenks
- Treppensteigen und Springen sind kaum mehr möglich
- Hund winselt bei Bewegungen plötzlich auf
- Verspannter Rücken und verhärtete Muskeln
Diagnose einer HD beim Hund
Sollten Sie bei Ihrem Hund aufgrund bestimmter Symptome eine Hüftgelenksdysplasie vermuten, sollten Sie möglichst bald einen Termin beim Tierarzt ausmachen. Zwar kann eine HD nicht rückgängig gemacht werden und z.B. wie ein gebrochener Knochen wieder komplett verheilen, jedoch kann der weitere Verlauf deutlich verzögert werden. Zudem sollte einem bewusst sein, dass eine Hüftdysplasie für den Hund äußerst schmerzhaft sein kann. Im Interesse des Hundes sollte daher mit einer Untersuchung nicht zu lange gewartet werden.
Einen ersten Hinweis kann ein Tierarzt bereits durch den sogenannten Ortolani-Test erhalten. Hierbei wird getestet, wie das Gelenk reagiert, wenn der Oberschenkelknochen aus der Pfanne springt. Auch anhand des Gangs kann ein Verdacht sich konkretisieren. Einen sicheren Nachweis erlangt man jedoch nur mit einem Röntgenbild. Hier kann sehr schön die Position von Knochen und Hüftgelenk überprüft werden. Zudem lassen sich Abnutzungen oder eventuelle Wucherungen feststellen. Daraufhin kann der Tierarzt den Schweregrad der HD beurteilen. Dieser wird von HD-frei, Übergangsart, leichtgradig, mittelgradig und hochgradig in fünf unterschiedliche Grade eingeteilt.
Behandlung einer Hüftdysplasie bei Hunden
Je nach Schweregrad einer HD, stehen verschiedene Behandlungsmethoden zur Auswahl. Ist die Hüftgelenksdysplasie noch nicht weit fortgeschritten, ist eine Operation üblicherweise erst einmal nicht notwendig.
Konservative Therapie bei HD:
- Schmerzbekämpfung
Ein wichtiger Aspekt ist die Linderung der Schmerzen und Bekämpfung eventueller Entzündungen mit entsprechenden Medikamenten. - Idealgewicht
Sollte der Hund übergewichtig sein, ist eine Diät zu empfehlen. - Angepasste Bewegung
Zwar sollte der Hund keinesfalls übertrieben geschont werden, aber lange Wanderungen, ausdauernder Hundesport oder das Springen ins Auto sollten von nun an besser tabu sein. - Nahrungsergänzungsmittel
Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, ob er Nahrungsergänzungsmittel empfiehlt. Grünlippmuscheln und Omega-3-Fettsäuren können förderlich für die Funktionalität der Gelenke sein. - Physiotherapie
Sehr positive Ergebnisse lassen sich mit Physiotherapie erzielen. Massagen lösen Verspannungen, gezielte Bewegungen sorgen für Muskelaufbau und Schwimmen oder die Nutzung eines Unterwasserlaufbands hilft, Bewegungsabläufe wieder zu manifestieren.
Operative Therapie bei HD:
- Nervendurchtrennung
Um dem Hund seine Schmerzen zu nehmen, können kleinen Nervenbahnen rund um das Hüftgelenk durchtrennt werden. Die Nervendurchtrennung (Denervation) stellt eine relativ unkomplizierte OP dar und ist sehr vielversprechend. - Muskeldurchtrennung
Durchtrennt man den „Musculus pectineus“, wird der Oberschenkelkopf tiefer in die Gelenkpfanne gezogen und kann somit nicht mehr so leicht rausrutschen. Die sogenannte Pectinektomie kann – ebenso wie die Denervation – bei Hunden unterschiedlichen Alters und Schweregrades durchgeführt werden. Auch eine Kombination der beiden Behandlungsmethoden ist möglich. - Zugstabilisierung und Beckenspanplastik
Beide Behandlungsmethoden dienen dazu, das Herausrutschen des Oberschenkelkopfs zu minimieren. Bei der Zugstabilisierung werden Kunststoffbänder am Oberschenkel und dem Becken angebracht. Bei der Beckenspanplastik wird ein Knochenstück seitlich am Hüftgelenk fixiert. - Künstliches Hüftgelenk
Ist die Hüftgelenksdysplasie bereits weit fortgeschritten und leidet der Hund an starken Schmerzen, kann ihm ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt werden. Dies stellt die teuerste OP-Methode dar, ist aber manchmal unausweichlich und hat sehr gute Erfolgschancen.
Lebenserwartung bei Hunden mit Hüftgelenksdysplasie
Die Diagnose „Hüftgelenksdysplasie“ trifft jedes Jahr mehrere tausend Hundehalter. Die Prognose hängt vom Schweregrad, Allgemeinzustand und Alter des Hundes ab. Es gibt eine Vielzahl von konservativen und operativen Möglichkeiten, um dem Hund die Schmerzen zu nehmen und den Verlauf der HD deutlich zu verlangsamen. Die Lebenserwartung eines Hundes ist oft nur geringfügig verkürzt. Eine Kombination verschiedener Therapiemöglichkeiten kann schnell zu Erfolg führen und dem Hund noch ein langes und glückliches Leben schenken.
Autor: Thomas Brodmann, vom Team der TIEREXPERTEN
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!