Hundebegegnungen trainieren

Viele Hundehalter können von einer entspannten Hundebegegnung mit oder ohne Leine nur träumen. Wir zeigen Fehler, die oftmals bereits bei der Welpenerziehung gemacht werden und geben Tipps, wie der nächste Hundekontakt besser verlaufen kann.

Brauchen Hunde Kontakt zu anderen Hunden?

Das Leben mit Hund wäre so schön, wenn nicht überall andere Hunde wären, die einem unterwegs begegnen. Nicht immer sind sich die Menschen einig, ob ihre Hunde Kontakt zu anderen Hunden haben sollen und wollen.
 

Stellt sich die Frage: Brauchen Hunde den Kontakt mit anderen Hunden? 

  • Es kommt auf die Erfahrungen an, die der Hund in seinem Leben gemacht hat.
  • Es kommt auf die Rassen an, die sich begegnen.
  • Es kommt auf die Charaktereigenschaften der Hunde an.
  • Es kommt auf den Ort, die Zeit und die Stimmung der Hunde an.

 

Natürlich gibt es auch Hunde, bei denen kommt es auf fast nichts an. Es gibt Hunde, die immer und überall mit jedem anderen Hund spielen wollen. Begegnen solche Partyhunde einem Einzelgängerhund, wird es voraussichtlich keine entspannte Hundebegegnung geben können und Missverständnisse sind vorprogrammiert.

Wichtig für das Wohlergehen eines Hundes ist, dass Begegnungen mit anderen Hunden verantwortungsvoll gestaltet werden. Grundsätzlich ist kein Kontakt mit anderen Hunden immer noch besser als ständig schlechte Erfahrungen zu machen.

Der Mensch muss die Situation richtig einschätzen können. Manchmal sind Hunde nicht so glücklich, wie die Menschen es vermuten. Nicht immer ist die Aufregung in einer Hundebegegnung ein Zeichen der Freude. Es kann auch ein Zeichen für Überforderung und Stress sein.

Wie trainiere ich Hundebegegnungen?

Viele Hundehalter können von einer entspannten Hundebegegnung an der Leine nur träumen. Wohnt man dann auch noch in städtischer Umgebung mit hoher Hundedichte, kann der entspannte Spaziergang schnell zum Spießrutenlauf werden. 

Wieso ist der Hund so aufgeregt, wenn er andere Hunde sieht? Angefangen hat es häufig schon sehr früh im Welpenalter. Vielleicht sogar mit Unterstützung der Hundeschule. Sozialisation und Welpenspielgruppen können Erwartungen wecken. Der Mensch wünscht sich ganz viele tobende und spielende Welpen zu sehen und ist enttäuscht, wenn das in der Hundeschule zu selten geboten wird. Deshalb bieten einige Hundeschulen möglichst viel Spiel und Bewegung an.

Der junge Hund lernt dadurch aber schon früh, dass andere Hunde immer Spaß und Spannung bedeuten. Außerhalb der Welpenstunde sorgen die Menschen dann für weitere Hundebegegnungen. Das ausgelassene Spiel ist häufig mit belohnenden Hormonausschüttungen verbunden. Deshalb macht Spielen auch Freude und ganz schnell sind die anderen Hunde das größte Glück auf dieser Erde.

Schluss mit lustig ist dann, wenn der Hund älter wird, an der Leine zerrt oder erste Auseinandersetzungen mit anderen Hunden hatte. Das ist der Zeitpunkt, wo die Menschen anfangen von den entspannten Hundebegegnung zu träumen. Dabei hat man im Vorfeld alles getan, um den Hund in eine hohe Erwartungshaltung zu bringen.

Natürlich sollten Welpen und Junghunde möglichst häufig Kontakt mit anderen Hunden haben, um ihre sozialen Fähigkeiten zu verfeinern. Natürlich haben Menschen, die grundsätzlich keine Hundebegegnungen erlauben erst einmal weniger Probleme mit der Erwartungshaltung ihrer Hunde, aber diese Menschen werden unter Umständen andere Probleme bekommen, weil ihre Hunde bereits mit dem Anblick anderer Hund völlig überfordert sind.

Der gesunde Mittelweg bringt die Lösung!

  • Was spricht dagegen, dass in der Welpenstunde nicht immer alle Hunde mit Spielen drankommen?
  • Was spricht dagegen, wenn der eigene Hund auch einmal beim Welpenspiel nur zusehen darf?
  • Was spricht dagegen, wenn auch außerhalb der Welpenspielstunde andere Hunde erst einmal ignoriert werden?

Dagegen spricht häufig, dass der Mensch es unfair und gemein findet und er seinen Hund möglichst häufig spielen lassen möchte. Ist es aber nicht unfair, erst die ständige Erwartung zu fördern, um später im Hundeleben an mehr Gelassenheit arbeiten zu müssen?

Impulskontrolle aufbauen und Akzeptanz fördern

Impulskontrolle ist ein in der Hundeszene häufig verwendeter Begriff, der leider aber auch sehr irreführend sein kann. In der Humanpsychologie ist eine fehlende Impulskontrolle eine Verhaltensstörung. Spricht die Hundetrainerin oder der Hundetrainer von fehlender Impulskontrolle, dann ist etwas anderes als eine Verhaltensstörung gemeint. Weniger wissenschaftlich, aber verständlicher in diesem Zusammenhang ist das Wort ,,Selbstbeherrschung". Der Hund soll lernen seine Gefühle und seine Handlungsbereitschaft selbst zu beherrschen.

Wie lernt der Hund diese Impulskontrolle oder, besser gesagt, Selbstbeherrschung? Indem Ruhe und Konzentrationsfähigkeit gefördert wird und er sich an aufregenden Dingen langsam gewöhnen kann. Ein Gehirn auf der Überholspur ist wie ein Tischtennisball auf der Wasseroberfläche bei Sturm. Gedanken und Gefühle sind getrieben, aufbrausend und ruhelos. Eine Hundebegegnung kann so nie entspannt sein.

Betrachten wir den ersten Kontakt mit fremden Hunden, den ein Welpe angeboten bekommt, dann leuchtet es in Hinblick auf die Impulskontrolle ein, dass es nicht um wildes ausgelassenes Spiel gehen sollte, sondern um ruhige und kontrollierte Sozialkontakte mit ausreichenden Pausen.

Hundehalter sollten darauf achten, dass der Hund versteht, dass der Mensch die Entscheidung trifft, ob, wann und wie der Kontakt zu anderen Hunden erlaubt wird. Für manche Hunde wird es unangenehm sein, wenn sie nicht zu den anderen Hunden hindürfen. Aber genau das ist es, was der Nachwuchs dringend lernen muss. Manchmal gibt es unangenehme Dinge im Leben und die ganze Aufregung und der Ärger und die Wut bringen nichts. Wird das einmal verstanden, kann der Hund lernen die Dinge zu akzeptieren wie sie sind und das ist die Grundlage, um bei der nächsten Hundebegegnung gelassener und kontrollierter zu sein.

Gönnen Sie ihrem Hund einen ruhigen Schlafplatz, Langeweile, ausreichend Schlaf und erwarten Sie auch draußen von Zeit zu Zeit seine volle Aufmerksamkeit. Übungen mit ruhigem Gehen an der Leine, Rückruf und konzentriertem Sitzen und Warten helfen zusätzlich die Konzentrationsfähigkeit und Selbstbeherrschung des Hundes zu fördern.

Kein Hundekontakt an der Leine?

Fast jede Hundeschule gibt den Ratschlag den Hundekontakt an der Leine zu vermeiden. Der Grund dafür ist schnell verstanden. Hunde kommunizieren über feine Körpersignale. In der Begegnung wird Raum eingenommen, Distanzen vergrößert und Freiräume begrenzt. Es wird körpersprachlich abgefragt wie der andere Hund ,,tickt". Die Leine ist dabei ein Störfaktor. Nicht selten kommt es durch verdrehte Leinen oder dem Eingreifen der Menschen über die Leine, zu groben Patzern in der Kommunikation, die zu unschönen Auseinandersetzungen führen können.

Trotzdem gibt es auch Argumente, die für eine Hundebegegnung an der Leine sprechen. Das stärkste Argument ist die Kontrolle des Bewegungsradius. Ausgelassene Rennspiele sind sicher schön anzusehen, sie fördern aber auch die Erregung der Hunde und das Risiko, dass die Hundebegegnung kippen könnte. Selbst wenn es beim Rennspiel bleibt, verlieren sich viele Hunde im Rausch der Gefühle und sind dann für ihre Menschen nicht mehr kontrollierbar. Da fragt man sich, ob die Hunde noch spielen oder mit dem Rennen schon im Verhalten des Jagens angekommen sind, was ein selbstbelohnendes und deshalb schwer kontrollierbares Verhalten ist. Schließlich darf man nicht vergessen, dass man den Wunsch hat, den Hund bei der nächsten Hundebegegnung wieder ruhig an der Leine zu sehen. Das wird aber schwierig, wenn der Hund immer gieriger auf die nächste Belohnung wird. Spätestens dann geht es auch nicht mehr um den Sozialkontakt, sondern nur noch um den Rausch der Gefühle.

Wir müssen einsehen, dass der Hundekontakt an der Leine Vor- und Nachteile hat. Empfehlenswert wäre es, den Hundekontakt an der Leine in Hundeschulen zu üben, denn nicht immer kann man solche Kontakte im Leben vermeiden. Auch bei Hunden, die sich mit einer sehr großen Begeisterung begegnen, wäre eine anfängliche Kontrolle über die Leine hilfreich, um die Energie ein wenig zu drosseln.

Der kontrollierte Hundekontakt an der Leine erfordert aber einen guten Umgang mit der Leine und die Fähigkeit Tendenzen in der Kommunikation der Hunde zu erkennen. Dann kann die Leine tatsächlich beim Erstkontakt förderlich sein.

Hundebegegnung mit unsicheren Hunden

Besonders Hunde, die im Umgang mit anderen Hunden keine guten Strategien entwickelt haben, sind mit Hundebegegnungen schnell überfordert. Sie reagieren ängstlich und unsicher und werden dadurch schnell auch zum Opfer für Hunde, die einfach Spaß am Einschüchtern anderer Hunde haben.

Unsichere Hunde sollten nicht etwa isoliert werden, sondern viele förderliche Hundekontakte bekommen. Gute Kontakte finden sich aber nicht auf der Hundewiese oder im Stadtpark. Der Mensch muss diese Kontakte gezielt suchen. Manchmal ist ein souveräner älterer Hund der perfekte Sozialpartner und manchmal kann es auch hilfreich sein, wenn der unsichere Hund noch einmal in eine Welpengruppe oder in einen Junghundekurs geht, wo er gezielt unterstützt wird.

Leider kann es immer wieder passieren, dass andere Hunde den unsicheren Hund belästigen. Sei es, weil Menschen nicht aufgepasst haben, oder sei es, weil es manchen Menschen einfach egal ist. Die Verärgerung der Hundehalter ist verständlich, wenn nach langem Training ihr Hund wieder eine sehr negative und unnötige Erfahrung mit anderen Hunden machen muss. Der Ärger und die Auseinandersetzung mit den anderen Menschen in solchen Situationen wirken sich aber auch ungünstig auf den unsicheren Hund aus. Dadurch entsteht ein Teufelskreis. Natürlich ist es leichter geschrieben als gemacht aber der beste Ratschlag ist hier, dass man in solchen Situationen möglichst ruhig und sachlich bleibt.

Was kann man bei unfreiwilligen Hundebegegnungen mit ängstlichen Hunden machen?

  • Ein beherztes Wegschicken des anderen Hundes unter Zuhilfenahme möglichst vieler beeindruckender Elemente mit cooler Grundhaltung. Dabei muss man aber darauf achten, ob der eigene Hund den anderen Hund wirklich als bedrohlich empfindet. Sonst kann die Reaktion auf unseren Hund seltsam und unangebracht wirken. 
  • Eine Hand voll Hundekekse kann Wunder wirken. Man wirft diese weit von sich weg in der Hoffnung, dass der fremde Hund nach dem Futter sucht. So bekommt man zumindest erst einmal Luft, um den eigenen Hund hinter sich zu bringen und kann hoffen, dass der fremde Hund vielleicht in der Zwischenzeit angeleint wird.
  • Mit einer zweiten Leine kann man den Fremdhund anleinen und zurück zu seinem Menschen bringen. Das sorgt in der Regel für Sprachlosigkeit beim Gegenüber aber der Zweck heiligt die Mittel.


Für alle Vorschläge gilt, dass für Risiken und eventuelle Nebenwirkungen keine Haftung übernommen werden kann!

Für ungewünschte Hundekontakte, bei denen der andere Hundehalter nicht einsichtig sind, ist das allerbeste und wirksamste Rezept, sich bei den anderen Menschen unbeliebt zu machen. Möglichst ruhig und sachlich bleiben aber deutlich machen, dass man nicht um Hundekontakt oder um eine Diskussion über einen möglichen Hundekontakt gebeten hat. Natürlich gibt es viele schönere Dinge als Mitmenschen in die Schranken zu weisen. Doch wenn es dem Schutz des eigenen unsicheren Hundes dient, kann es nur vorteilhaft sein, wenn die Leute dann zukünftig einen Bogen um einen machen oder sogar ihren Hund im Vorfeld anleinen. Ziel erreicht!

Hundebegegnungen mit aggressiven Hunden

Ist der böse oder ist der lieb sind Sätze, die man bei Hundebegegnungen häufig hört. Die korrekte Antwort wäre: Der ist weder lieb noch böse, sondern einfach nur ein Hund! Aggressionsverhalten gehört zum Hund, wie zum Menschen.

Hundetrainer kennen von ihrer Ausbildung die 3 Fs. Eine Merkhilfe dafür, wie ein Hund auf eine unangenehme Situation reagieren kann. Er kann kämpfen, fliehen oder erstarren! (auf Englisch: Fight, Flight, Freeze / 3 x F) Kein F ist gut oder böse und keine dieser Verhaltensweisen ist verhaltensgestört.

Das Fliehen und Erstarren beobachten wir häufiger beim unsicheren Hund. Gelegentlich kann auch ein unsicherer Hund angreifen, aber dann wird ihm häufig Verständnis entgegengebracht, denn er hat sich ja nur gewehrt. Verständnislosigkeit gibt es für die Hunde, die bei Hundekontakt ohne ersichtlichen Grund aggressiv auf den anderen Hund reagieren. Entsprechend schwierig ist das Leben für die Hundemenschen, die einen Hund führen, der sich nicht unsicher, sondern angriffsfreudig verhält. Doch die Vorstellung, dass alle Hunde überall mit allen anderen Hunden nett sein müssen, ist falsch. Das mag bei einigen Hunden gut funktionieren aber es ist, nüchtern betrachtet, völlig unbiologisch, dass es mit allen Hunden so funktioniert.

Sehen sich zwei erwachsene Rüden auf der Wiese, möchten die nicht unbedingt immer miteinander spielen. Wurde die Wiese vor kurzem noch von der netten läufigen Nachbarhündin besucht, sollte man sich nicht wundern, wenn die Stimmung sehr angespannt ist. Wir sparen uns die Beschreibung der Dinge, die passieren könnten. Wir sparen uns die Worte über Revier, Sexualität und Rivalität erwachsener Hunde. Es reicht zu schreiben, dass Menschen gelegentlich völlig falsche Erwartungen an ihre Hunde haben.

Jeder Hundehalter mit problematisch aggressiven Hunden sollte sich im Zweifel einem kompetenten Hundetrainer beraten lassen und die Hunde nicht blind in Hundebegegnungen schicken. Jeder Hundehalter mit pauschal verträglichen Hunden, sollte berücksichtigen, dass nicht alle anderen Hunde pauschal verträglich sind und deshalb der eigene Hund nicht ungefragt zu anderen Hunden geschickt werden sollte.

So gelingt eine entspannte Hundebegegnung

Nach den vielen Informationen, wo und weshalb es Probleme mit der Hundebegegnung geben könnte, folgt jetzt ein sehr einfaches Rezept, wie man Hundebegegnungen erfolgreich gestalten kann.  

4 Schritte zur entspannten Hundebegegnung:   

  1. Dein Hund sollte vorher gelernt haben, sich bei Hundebegegnungen an der Leine ruhig zu verhalten.
  2. Erst sagen sich die Menschen ,,Hallo" und entscheiden dann, ob man ein Stück gemeinsam geht.
  3. Dann geht man mit den Hunden an der Leine gemeinsam spazieren.
  4. Verhalten sich die Hunde über längere Zeit ruhig und entspannt, kann man beide Hunde ableinen und falls nicht, bleiben die Leinen dran.


So einfach können Hundebegegnungen sein! Mit der Zeit gewöhnt der Hund sich daran und es wird zum festen Ritual. Dadurch wird der Hund von Begegnung zu Begegnung zunehmend ruhiger.

Autor: Frank Gilka (Hundetrainer)
hundeschule-gilka.de

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