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Vorteile eines Zweithundes für den Menschen
- Artgerechteres Leben
Gerade Menschen, die nicht den ganzen Tag zu Hause sind, bekommen das Gefühl, ihrem Hund ein artgerechteres Leben ermöglichen zu können, indem sie ihm einen Zweithund als Partner anschaffen. Und wirklich, wenn sich die beiden Hunde verstehen, kann ein weiterer Hund die Wartezeit zu Hause enorm erleichtern.
- Interessantes Ausdrucksverhalten
Hochinteressant ist es auch, die Kommunikation und Interaktion der Hunde untereinander zu beobachten und so eine Menge über deren Ausdrucksverhalten zu lernen.
- Spielen und Kuscheln
Aber auch rein egoistische Gründe des Menschen können für einen Zweithund sprechen. So ist bei zwei Hunden in der Regel immer einer zu einem Spiel oder einer Kuschelstunde zu motivieren und der Mensch wird gleich von zwei freudig wedelnden „Fellkindern“ begrüßt, wenn er nach Hause zurück kommt.
Mit zwei Hunden unterwegs
Nachteile eines Zweithundes für den Menschen
- Unterschiedliche Ansprüche
Es ist selten der Fall, dass der Zweithund genau die selben Ansprüche an Spaziergängen und Beschäftigung stellt wie der Ersthund. Der Mensch muss sich also auf jeden Hund individuell einstellen, was bedeuten kann, dass er mit jedem Hund einzeln spazieren gehen und mit ihm trainieren muss, um keinen der Hunde zu über- oder unterfordern.
- Marotten und unerwünschtes Verhalten
Da es keinen Hund gibt, der nicht irgendeine Marotte hat – die ihm durch nichts und niemanden abgewöhnt werden kann – kann es sehr anstrengend sein, zwei Hunde gleichzeitig zu beaufsichtigen und unter Kontrolle zu halten. Gerne passiert es, dass jeder in eine andere Richtung läuft und seinem „Hobby“ nachgeht. Hat der Zweithund das selbe „Hobby“ wie der Ersthund, ist das auch nicht unbedingt ein Vorteil. Würde sich ein Hund allein z. B. nicht trauen, von seinem Menschen weg einem Kaninchen hinterher zu laufen, so sieht das bei zwei Hunden schon ganz anders aus.
- Erziehung durch den Ersthund?
Auch die immer wieder verbreitete Weisheit, dass der erste Hund den Zweithund ganz einfach selbst erzieht, ist ein Märchen. Es ist vielmehr so, dass sich der Zweithund genau die Marotten, die der Mensch eigentlich gerne verändern würde, vom ersten Hund abschaut und übernimmt. Die Zeit und der Aufwand für Training und Erziehung können sich demnach mit dem Einzug eines Zweithundes beinahe verdoppeln. Das gilt umso mehr dann, wenn der Ersthund noch nicht zuverlässig gehorcht.
- Kraftanstrengung und Nerven
Gerade dann, wenn es sich um große Hunde handelt, darf auch nicht vergessen werden, dass es einiges an Kraft kostet, diese an der Leine zu halten – vor allem, wenn beide in unterschiedliche Richtungen ziehen.
- Weniger Akzeptanz bei zwei Hunden
Während in Restaurants und Urlaubsunterkünften ein Hund häufig noch kein Problem darstellt, werden zwei oder mehr Hunde meistens nicht mehr so gerne gesehen.
- Höhere Kosten
Schlussendlich bedeuten mehrere Hunde auch erhöhte Kosten für Tierarzt, Futter, Steuer und Versicherung, sowie Zubehör.
Vorteile eines Zweithundes für die Hunde
Verstehen die beiden Hunde sich und ist das Größenverhältnis ausgeglichen, langweilen sich zwei Hunde deutlich weniger als einer alleine, denn sie haben immer einen Spielpartner an ihrer Seite.
Ist der bereits vorhandene Hund sicher und geht souverän durch sein Leben, so kann sich ein ängstlicher Zweithund an diesem orientieren und somit selbst immer mutiger und sicherer werden. Das selbe gilt, wenn einer der Hunde schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht hat und diese deshalb eher meidet. Mit dem vertrauten „Geschwisterhund“ kann er nach Herzenslust spielen, ohne dass er Angst haben muss, es wird gefährlich für ihn. Kein Mensch kann die Kommunikation und das Spiel mit einem Artgenossen ersetzen oder auch nur im Ansatz anbieten.
Nachteile eines Zweithundes für die Hunde
Die wohl größte Gefahr besteht darin, dass der Zweithund nach den Wünschen und Vorlieben des Menschen ausgesucht wir und die Größenverhältnisse, das Temperament, etc. des bereits vorhandenen Hundes nicht berücksichtigt werden. Ein 6 Kilogramm schwerer und 30 cm großer Havaneser wird von einem sehr viel größeren Labrador möglicherweise sehr schnell kaputtgespielt und lebt im Dauerstress, denn er kann seinem Peiniger nirgendwo aus dem Weg gehen.
Die meisten Hunde genießen es, im Mittelpunkt zu stehen und erfreuen sich der ungeteilten Aufmerksamkeit ihres Menschen. Zieht ein Zweithund ein, muss die begrenzte Aufmerksamkeit des Menschen geteilt werden. Bei allen Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten, die den Hunden untereinander zur Verfügung stehen, können auch zwei Hunde gemeinsam einsam sein und sich langweilen, wenn der Mensch zu wenig Zeit für sie hat. Das Ganze wird noch dadurch verschlimmert, dass die wenige Zeit dann auch noch für jeden Hund einzeln deutlich kürzer ausfällt. Das Thema „Zweithund ja oder nein“ muss also von vielen Standpunkten aus betrachtet werden.
Die richtige Wahl des Zweithundes
Wenn Sie einen Zweithund planen, sollte dies möglichst nicht bereits kurz nach dem ersten Hund geschehen. Von Vorteil ist es, wenn der erste Hund bereits fertig erzogen ist, damit sich der Zweithund nicht dessen unerwünschte Marotten abschaut. Bei der Wahl des Zweithundes sollten Sie einige Punkte beachten:
- Es sollte sowohl die Chemie zwischen Ihnen und dem Hund als auch zwischen den beiden Hunden stimmen. Dazu empfiehlt es sich, nach Möglichkeit ein oder zwei Treffen mit dem potentiellen Zweithund zu vereinbaren. Schnell bekommen Sie und Ihr Ersthund ein Gefühl dafür, ob das zukünftige Zusammenleben gut klappen könnte.
- Achten Sie bei der Wahl des Zweithundes auf die Rasse, Größe, das Alter, Temperament und den Charakter. Der Hund sollte in seinen Grundzügen nicht völlig unterschiedlich sein. Gegensätze ziehen sich in diesem Fall nicht an, sondern könnten eher zu Problemen führen.
- Lassen Sie sich mit der Entscheidung Zeit und lassen Sie sich zu nichts überreden. Es ist nie auszuschließen, dass das Zusammenleben mit einem Zweithund nicht klappt – Sie sollten jedoch nicht schon von Anfang an gewisse Zweifel haben. Ein Zweithund ist kein "Versuchskaninchen".
- Es lässt sich nicht sagen, ob zwei Weibchen, zwei Männchen oder ein Pärchen die beste Wahl wären. Dieser Aspekt ist nur einer von vielen und überwiegt nicht die anderen. Von Vorteil ist es sicherlich, wenn mindestens einer oder beide Hunde kastriert sind.
Zwei Hunde aneinander gewöhnen
Das erste Zusammentreffen zweier möglicher Kandidaten sollte an einem neutralen Ort stattfinden. Am besten sind beide erst einmal an der Leine und man beobachtet, wie sich die beiden verstehen. Scheint es keine augenscheinlichen Probleme zu geben, können sie von der Leine genommen werden. Sicherheitshalber sollte dies in einem eingezäunten Gelände stattfinden. Zwingen Sie die Hunde zu nichts, wenn sie fürs Erste wenig Interesse an ihrem Gegenüber zeigen. Schlimmer wäre es, wenn sie aufeinander losgehen, was zu unterbinden ist. Die Hunde sollen sich nicht "zusammenraufen", sondern langsam aneinander gewöhnen. Sicherlich beobachten sie sich unauffällig und versuchen die Sprache des jeweils anderen zu lernen.
Das erste Treffen sollte bei einem Hund mit ausgeprägtem Territorialverhalten keinesfall in Ihrer Wohnung stattfinden, denn dies sieht Ihr Ersthund sicherlich als sein Revier an. Dringt hier plötzlich ein Fremder ein, könnte sich der Hund aggressiv verhalten.
Wenn Sie sich für einen zweiten Hund entschieden haben, sollten Sie nicht den Fehler machen, diesen gesondert zu behandeln. Das könnte nämlich dazu führen, dass sich der Ersthund benachteiligt fühlt. Alle Regeln sollten nach Möglichkeit für beide Hunde gelten und beide sollten so gut es geht gleich viel Aufmerksamkeit erhalten.
Jeder Hund benötigt seine eigenen Näpfe, möglicherweise auch einen separaten Futterplatz und ein eigenes Körbchen. Wenn sich die beiden gut verstehen, teilen sie zwar möglicherweise vorhandene Ressourcen, dennoch ist es besser, wenn jeder Hund eine eigene, komplette Ausstattung besitzt.
Autor: Thomas Brodmann, vom Team der TIEREXPERTEN
Kommentare (1)
Heike Schmidt
am 01.11.2019