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Angst und Evolution
Angst ist ein evolutionsstabiles Verhalten, das weder wegtrainiert noch weggezüchtet werden kann. Nur die Tiere, die Angst vor gefährlichen Dingen hatten, haben sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht und somit überlebt. Durch dieses Anpassungsverhalten an ihre Umwelt haben sie lange genug überlebt, um erfolgreich Nachwuchs zu bekommen und diesen aufzuziehen. Die „Angstgene“ wurden also ständig von Generation zu Generation weitervererbt.
Für die Entstehung von Angst sind zum einen Lernprozesse, zum anderen aber auch genetisch festgelegte Auslöser von Bedeutung. Diese haben sich während der Evolutionsgeschichte enwickelt und stehen jedem Tier von Geburt an zur Verfügung. Solche angeborenen Auslöser sind vor allem dann wichtig, wenn ein Lernen, dass bestimmte Dinge gefährlich sind, nicht möglich ist, weil es nach einem ersten Kontakt keinen Zweiten mehr geben könnte.
Reale Angst
Angst ist ein wichtiges Phänomen, das das Überleben eines Tieres bzw. seiner gesamten Art sicherstellen kann. Es handelt sich um eine Warnung, damit sich der Hund vor einer potentiellen Gefahr rechtzeitig in Sicherheit bringen kann. Er wird in Alarmbereitschaft versetzt und darauf vorbereitet, sich schnell vor einer Gefahr in Sicherheit zu bringen oder aber, die Gefahr zu bekämpfen und das eigene Überleben zu sichern. Es werden nicht nur alle Sinne aktiviert, sondern auch die notwendige Energie zur Verfügung gestellt.
Mit welchem Verhalten ein Hund reagiert, hängt erheblich von der Art der Bedrohung und den bisher gemachten Erfahrungen ab. Ein wichtiges Merkmal von realer, also berechtigter Angst ist, dass sie in ihrer Intensität an die Nähe und das Ausmaß der Bedrohung angepasst ist und sofort wieder verschwindet, nachdem die Bedrohung vorbei ist bzw. erfolgreich vertrieben oder besiegt werden konnte. Diese gesunde und natürliche Form der Angst kann durch kein Training verhindert bzw. beeinflusst werden. Sie hat sich im Laufe der Evolution als lebenswichtige Anpassungsreaktion an die Umwelt bewährt. Beispiele für reale Angst sind Feuer, Schmerzen, gefährliche Tiere oder drohende Artgenossen.
Irrationale Angst
Die ungesunde oder auch irrationale Form von Angst erfüllt keine lebensrettenden Funktionen. Sie ist weder an Art und Ausmaß der Bedrohung angepasst, noch trägt sie dazu bei, die Lebensqualität des Tieres aufrecht zu erhalten bzw. zu steigern. Genau das Gegenteil ist der Fall, denn durch die permanente Ausschüttung von Stresshormonen wird vom Organismus sehr viel Energie unnötig verbraucht und das Tier kommt niemals wirklich zur Ruhe, um verbrauchte Energien wieder zurückgewinnen zu können. Häufig ist es so, dass das Tier auf jeden noch so kleinen Reiz, der eine unangenehme Situation ankündigen könnte, sofort mit einer Flucht, bellen oder unkontrolliertem Aggressionsverhalten reagiert.
Es ist auch möglich, dass das Tier „wie gelähmt“ wirkt und sich in seinem normalen Alltag überhaupt nicht mehr angemessen bewegen und verhalten kann. Steigert sich die Angst weiter, sind die Reaktionen des Tieres vollkommen übertrieben und unangemessen und es reagiert auf jede Kleinigkeit mit Panikverhalten.
Ein weiteres Merkmal dieser irrationalen Angst ist, dass sie den Organismus nicht wieder zur Ruhe kommen lässt und nicht wieder verschwindet, sobald die potentielle Gefahr verschwunden ist. Durch die ständigen Stressreaktionen und den damit verbundenen Abläufen im Körper, wird der Organismus auf Dauer geschädigt und die Lebensqualität des Tieres immer mehr beeinträchtigt. Diese Angst kann und muss mit Hilfe geeigneter Therapiemaßnahmen verändert werden. Beispiele für irrationale Angst sind Geräusche aus weiter Ferne, vorbeifahrende Autos oder wehende Fahnen.
Therapie für ängstliche Hunde
Bei Angsthunden ist die Prognose sehr vorsichtig zu stellen, denn sie sind in den meisten Fällen sehr therapieresistent. Es ist zwar häufig möglich, eine deutliche Verbesserung zu erreichen, aber gerade bei schwer traumatisierten Hunden oder Hunden aus dem Ausland kann nur selten erreicht werden, dass sie überhaupt keine Angst mehr haben und in allen Situationen entspannt bleiben. Wichtig ist es hier, vor allem das Vertrauen zwischen Hund und Mensch zu fördern, damit der Hund lernt, dass er sich immer und überall auf seinen Menschen verlassen kann und somit Schutz bei diesem sucht, wenn er nicht weiter weiß. Hiermit kann der Stress deutlich vermindert werden und es kann nicht passieren, dass der Hund z.B. panisch auf die Straße läuft.
Positive Erfahrungsberichte gibt es immer wieder von Hundehaltern, die speziell für Hunde geeignetes CBD-Öl verwendet haben. Die Tiere sollen mit der Zeit deutlich entspannter sein.
Es gibt immer wieder Fälle, in denen auch sehr schwere und sogar phobieartige Angststörungen erfolgreich therapiert wurden. Das setzt jedoch voraus, dass der Halter sehr viel Zeit in das Training investiert und über einen langen Zeitraum mit seinem Hund trainiert. Das Ergebnis ist die Mühe auf jeden Fall wert!
Der erste Schritt ist immer, die Ursache der Angst herauszufinden. Die Therapie echter Angststörungen gehört immer in die Hand eines erfahrenen Therapeuten bzw. Trainers, denn es gibt niemals DEN einen Weg, sondern das Training sollte individuell an die Situation und den Hund angepasst werden.
Deeskalation geht vor Angriff
Das Ziel von Angst ist immer, möglichst schnell, möglichst viel Raum zwischen sich selbst und den angstauslösenden Reiz zu bringen. Die Distanz soll also vergrößert werden. Kann der Hund der Gefahr nicht einfach entkommen – ist Flucht also entweder nicht möglich oder macht von Anfang an keinen Sinn – wird er versuchen, die Situation friedlich zu lösen bzw. zu entschärfen. Der Hund zeigt also eindeutig, dass er selbst nicht gefährlich ist und auch selbst nicht verletzt werden möchte. Erst dann, wenn dieser friedliche und deeskalierende Weg nicht zum Ziel führt, wird der Hund versuchen sich zu verteidigen, den Auslösereiz also angreifen. Hier spielen auch Lernerfahrungen eine Rolle. Hat ein Hund in der Vergangenheit gelernt, dass jede höfliche Bitte – z.B. ihn in Ruhe zu lassen – ignoriert oder sogar bestraft wird, wird er keine Energie mehr an Beschwichtigungsverhalten verschwenden, sondern sofort aggressiv angreifen.
Achtung vor falschen Ratschlägen!
Immer noch wird behauptet, dass man die Angst des Hundes verstärken würde, wenn man ihm Aufmerksamkeit schenkt oder ihn gar schützend in den Arm nimmt, wenn er Angst hat. Es ist nicht richtig, dass man die Angst des Hundes verstärken kann, wenn man ihm Aufmerksamkeit schenkt, denn das Ziel von Angst ist nicht die Zuwendung des Menschen, sondern möglichst schnell, möglichst viel Abstand zwischen sich und den angstauslösenden Reiz zu gewinnen. Die Alarmreaktionen des Gehirns können weder willentlich hervorgerufen noch unterdrückt werden. Der Hund kann also nicht bewusst planen „jetzt habe ich mal wieder ein bisschen Angst, und dann werde ich gestreichelt“. Der Hund kann dadurch nur lernen, dass er sich an seinen Menschen wenden kann, wenn er Angst bekommt und dieser sich dann um ihn kümmert und genau das möchten wir ja auch erreichen!
Was sollte man bei Ansthunden nicht tun?
Fatal ist es, den Hund zu bestrafen, wenn er Angst hat, denn damit bekommt der Hund nicht nur Angst vor dem eigentlichen Auslöser, sondern auch noch vor seinem Menschen und wird nicht nur jedes Vertrauen in seinen Menschen verlieren, sondern auch beim ersten Anzeichen des angstauslösenden Reizes panisch flüchten und dieses Verhalten bezahlt er im schlimmsten Fall mit dem Leben, wenn er in das nächste Auto läuft. Auch das bewusste und regelmäßige Aufsuchen von z.B. Orten an denen der Hund große Angst hat, ist nicht empfehlenswert. Der Hund lernt dadurch nur, dass sein Mensch ihn immer wieder in gefährliche Situationen bringt und ihm dann nicht heraus hilft. Das Vertrauen zum Halter kann also nur leiden bzw. im schlimmsten Fall vollkommen zerstört werden.
Autoren: Die TIEREXPERTEN von Tierportal animals-digital
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